Medienmitteilung vom Dienstag, 12. November 2019
Ein leistungsfähiger öffentlicher Verkehr ist die Basis für den Wissensstandort St.Gallen. Seit dem Fahrplanwechsel 2019 ist das öV-Netz der Metropolitanregion in gehöriger Schieflage. Die IGöV Stadt St.Gallen fordert deshalb zahlreiche Sofortmassnahmen bis zum Fahrplan 2021 und ein abgestimmtes Massnahmenpaket 2023 auf den Ausbauschritt 2045 (FABI).
Als Sofortmassnahme soll der Viertelstundentakt auf Stadtgebiet bereits auf den Fahrplan 2021 realisiert werden. Für Wittenbach sollen die Kurzlinien (S81/82) ganztags geführt werden, um die Engpässe beim Busverkehr zu überwinden. In Haggen soll der „Konstanzer“ einen zusätzlichen Halt einlegen. Winkeln kann über zusätzliche Halte der halbstündlichen Interregios in Kombination mit der S1 besser angebunden werden. Die S1 soll auch in Bruggen nach Möglichkeit wieder halten. Entlastende Massnahmen, so etwa das abwechselnde Führen der Fernverkehrszüge über Zürich Flughafen/Wallisellen, sollen ebenfalls geprüft werden, um Kapazitäten für betriebliche Lösungen ohne grosse und langwierige Infrastrukturbauten schaffen.
Die IGöV Stadt St.Gallen fordert Stadtrat und Kanton auf, das Schwarzpeterspiel endlich einzustellen und ihre Kooperation zu forcieren. Ein Zuwarten auf den Brüttenertunnel ab 2035 ist für die IGöV Stadt St.Gallen keine Option. Der Wirtschaftsstandort St.Gallen verliert bereits heute im Dienstleistungsbereich Arbeitsplätze, die mit einem funktionierenden öV-System gehalten werden könnten.
Die Linien einer städtischen S-Bahn sollen als Gesamtsystem in Bezug auf Kostendeckungsgrad und Linienbelastung verstanden werden. Zudem steht der Ausbauschritt 2045 (FABI) vor der Tür. Wegweisende Konzepte und grundlegende Überlegungen – so etwa die Einführung eines Hub-Systems oder die Linienführung eines zukünftigen Trams – müssen bis 2023 vorliegen, damit Eingaben an den Bundesrat im Jahr 2026 fristgerecht gemacht werden können. Mehrere Schweizer Städte und Metropolitanregionen (wie Basel, Winterthur oder Luzern) stehen mit ihren Forderungen bereits in vorderster Position.
2010 sprach das Bundesparlament Beiträge aus dem Agglomerationsprogramm mit der Bedingung, dass im S-Bahn-System von St.Gallen ein Viertelstundentakt realisiert wird. 2013 sagte das Volk Ja zur S-Bahn St.Gallen. 2014 wurde unter den Ostschweizer Kantonen gar eine aufwärtskompatible Netz- bzw. Migrationsstrategie bis ins Jahr 2035 verabschiedet. Kurz darauf wurde eine einseitige Anpassung des Fernverkehrsplans zulasten des Kantons St.Gallen gebilligt. Seit dem Fahrplan 2019 gibt es nun zahlreiche ungelöste Trassenkonflikte. Das Gesamtsystem auf St.Galler Seite scheint auf Jahrzehnte hinaus gestört, ein klarer Standortnachteil. Nach Ansicht der IGöV Stadt St.Gallen müssen deshalb aktiv und konsequent Gegenmassnahmen eingeleitet werden.
Eine überparteilich abgestützte Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr des Stadtparlaments (kurz: IGöV Stadt St.Gallen) kämpft gegen die Verzögerungstaktik zur Verbesserung des öV-Systems in St.Gallen. Sie hat begonnen, den Druck auf Kanton und Stadt zu erhöhen, damit Versäumnisse bei der städtischen S-Bahn und langfristige Entwicklungen im Infrastrukturbereich rascher behoben werden.